Arzneimittel sicher einnehmen 2025 in Nürnberg

©AOK Nürnberg

Die Initiative „Arzneimittel sicher einnehmen“ geht in die 14. Runde: Gemeinsam mit dem Bayerischen Apothekerverband e.V. (BAV) – Bezirk Mittelfranken und dem Gesundheitsnetz QuE möchte die AOK in Nürnberg aufzeigen, wie bedeutend Genderaspekte bei der Einnahme von Arzneimitteln sind. Denn das Geschlecht beeinflusst, wie Medikamente wirken – ein Thema, das noch immer unterschätzt wird.

Warum Gender bei Arzneimitteln eine wichtige Rolle spielt

Die Frage, ob Medikamente bei Männern und Frauen unterschiedlich wirken, ist längst keine Randnotiz mehr. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen deutlich: Das biologische Geschlecht kann die Wirkung und Verträglichkeit von Arzneimitteln beeinflussen. Grund dafür sind u. a. hormonelle Unterschiede, Fettverteilung im Körper sowie Stoffwechselvorgänge. Frauen haben zum Beispiel in der Regel einen höheren Fettanteil als Männer. Fettlösliche Medikamente verbleiben daher oft länger im weiblichen Körper.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Frauen etwa 1,5-mal häufiger unter Nebenwirkungen leiden. Trotzdem waren Frauen in der Arzneimittelforschung über Jahrzehnte hinweg unterrepräsentiert. Erst seit 2004 ist es in Deutschland verpflichtend, geschlechtsspezifische Unterschiede in klinischen Studien zu berücksichtigen. Die Initiative in Nürnberg leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung.

Beratung vor Ort: Die Initiative in Nürnberger Apotheken 2025

Die Aktion „Arzneimittel sicher einnehmen“ richtet sich an AOK-Versicherten in Nürnberg: Sie können sich vom 1. Juni bis zum 31. Juli 2025 in teilnehmenden Apotheken individuell beraten lassen. Ziel ist es, den Medikamentenmix zu überprüfen und die Bedeutung von Genderaspekten bei der Einnahme besser zu verstehen.
„Mit der Kampagne wollen wir auf die wichtige Rolle der Apothekerinnen und Apotheker und Ärztinnen und Ärzte aufmerksam machen und aufzeigen, wie wichtig Genderaspekte bei Arzneimitteln sind“, erklärt Horst Leitner, Direktor der AOK in Mittelfranken. Die Beratung ist kostenlos und wird von speziell geschulten Apothekerinnen und Apothekern durchgeführt.

Wie unterscheiden sich Männer und Frauen in der Wirkung von Medikamenten?

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen betreffen viele Aspekte der Arzneimitteltherapie. Neben dem Fettanteil spielen auch Größe, Gewicht, Alter und weitere Medikamente eine Rolle. Besonders bei Schmerzmitteln, Betablockern oder Antidepressiva wurden geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung festgestellt.
Dr. Sonja Wunder, Beratungsapothekerin bei der AOK Bayern, erklärt: „In der Arzneimittelforschung und bei der medikamentösen Versorgung werden diese Unterschiede immer häufiger berücksichtigt. Bei einigen wenigen Arzneimitteln haben sich jedoch geschlechtsbezogene Unterschiede bei der Wirkung gezeigt, sodass Frauen und Männer eine unterschiedliche Dosis erhalten müssen“ 

Forschung & Regulierung: Wie Genderaspekte in Studien berücksichtigt werden

Die medizinische Forschung hat daraus gelernt. Seit 2004 schreibt der Gesetzgeber in Deutschland vor, dass klinische Studien geschlechterspezifische Auswertungen enthalten müssen. Auch auf EU-Ebene wurden 2022 neue Richtlinien beschlossen. Demnach müssen klinische Studien repräsentativ für die späteren Anwendergruppen sein.
Ein Beispiel: Wenn eine Krankheit zu 70 % Männer betrifft, sollen auch etwa 70 % der Studienteilnehmer Männer sein. Das Ziel ist nicht eine Gleichverteilung, sondern eine realitätsnahe Abbildung. So lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung besser erfassen – und in die Therapieempfehlungen integrieren.

Was Patienten in Nürnberg 2025 konkret tun können

Die gute Nachricht: Niemand muss sich allein mit diesen Fragen auseinandersetzen. Wer in Nürnberg lebt und AOK-versichert ist, kann die Beratung der Initiative „Arzneimittel sicher einnehmen“ unkompliziert nutzen.

Dr. med. Andreas Lipécz, Vorsitzender des Vorstands des Gesundheitsnetzes QuE fügt hinzu: „Ein Medikament wird so entwickelt, dass nicht nur eine Dosis, sondern ein ganzer Dosis-Bereich wirksam und sicher ist. Diesen Bereich bezeichnet man auch als therapeutische Breite oder therapeutisches Fenster. Die therapeutische Breite ist so ausgerichtet, dass ein Medikament bei Frauen nicht überdosiert und bei Männern nicht unterdosiert ist. Ausnahmen sind zum Beispiel bestimmte Antibiotika bei Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion. Hier muss die Dosis sowohl bei Frauen als auch bei Männern angepasst werden.“ Und der Tipp von Dr. Lipécz: „Patientinnen und Patienten, denen Nebenwirkungen stark zu schaffen machen, sollten sich immer an ihre Ärztin oder ihren Arzt wenden. Die Dosis kann dann auf ärztliche Empfehlung hin angepasst werden.“

Wenden Sie sich daher mit Ihren Fragen rund um die sichere Einnahme von Arzneimitteln auch in Bezug auf Ihr Geschlecht gerne an Ihren QuE-Arzt.